Wettbewerb Hessische Landesvertretung 1998

Realisierungswettbewerb zum Neubau der Hessischen Landesvertretung in Berlin
Bearbeitung: franke.stenzel

Die Ländervertretungen in Berlin kommen im Sinne der Auslobung traditionellen Botschaften sehr nahe. Durch Material und Abgeschlossenheit in der Ausformung eines Solitärs soll Macht und Stärke, entsprechend der unmittelbaren Gesellschaft von Reichstag, Regierungsviertel und Potsdamer Platz, reflektiert werden. Unserer Auffassung nach ist diese Herangehensweise weder zeitgemäß noch inhaltlich sinnvoll. Eine Repräsentation in der Tradition von Kleinstaaterei und Kolonialzeit wird kaum die offene und demokratische Linie eines vereinten Europas wiederspiegeln. Es sollte kein Gebäude sein, welches sich durch Sicherheitszonen und psychologische Barrieren abschottet und damit bestimmte Besucherpotentiale ausgrenzt. Vielmehr geht es darum, durch Offenheit und Transparenz, durch fließende Übergänge von Innen und Außen, Hemmschwellen abzubauen und somit Zugang für alle, insbesondere der jungen und kommenden Generation zu bieten. Entscheidend sind hierbei die Mittel der Präsentation. Neben herkömmlichen Formen, gilt es Technologien und Medien der Gegenwart und Zukunft zu verwenden.

Holografische Licht (Bild) -Projektionen, Videoübertragungen in Echtzeit, Konferenzschaltungen per Internet, bis hin zu virtuellen Räumen mittels Cyberspace sind Möglichkeiten, die gewohnten Interaktionsräume zu erweitern und eine breite, attraktive Basis für Information und Kommunikation zu schaffen. Erfassbar sind hier alle Bereiche aus Kultur, Kunst, Wirtschaft, Natur, Geschichte, etc.. So kann die hessische Landesvertretung mit ihren kombinationsfähigen Text-, Bild- und Klangebenen zur Schnittstelle zwischen Raum und Zeit, zwischen Realität und Abbild, zwischen Mensch und Maschine werden. Virtuelle Realitäten (Hessen) werden räumlich inszeniert, Projektionen von Außen sichtbar. So ist die Architektur mit ihrer Fassade Bild- und Informationsträger, ohne jedoch eine raumlose Architektur entstehen zu lassen. Wir lehnen den realen Raum nicht ab, aber der reale Raum muss seinem Inhalt entsprechen.

Die Repräsentanz eines Landes wird um so realer, je bewusster und facettenreicher die Interaktionen mit dem werden, was zu repräsentieren ist.

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